Wieder werden wir uns an einen neuen Namen gewöhnen: Nach der „Gauck-Behörde“ kam die „Birthler-Behörde“. Ab Montag haben wir die „Jahn-Behörde“. Wird der ehemalige Bürgerrechtler Roland Jahn derjenige sein, der bei der Stasi-Unterlagenbehörde das Licht ausmacht? Es laufen Bestrebungen, Jahrzehnte nach Ende der Stasi-Herrschaft den Sonderstatus abzuschaffen und die Akten ins Bundesarchiv einzugliedern. Dort stünden sie neben den sonstigen Spuren des DDR-Regimes. Ein solcher Schritt wäre eindeutig verfrüht, ja angesichts wachsender Nostalgie und Verharmlosungen der Stasi-Verbrechen genau das falsche Signal. Erst am vergangenen Wochenende marschierten DDR-Sympathisanten in NVA-Uniform durch den Ostberliner Tiergarten. Die kameradschaftlichen Seilschaften funktionieren und können quasi auf Knopfdruck Geschichtsklitterung generieren, wo immer es um die Deutungshoheit über die DDR-Vergangenheit geht. Wie gut, dass sich vergangenes Jahr 87 000 Menschen ihr eigenes Bild machen wollten – insgesamt waren es nun 1,7 Millionen. Marianne Birthler hat recht: „Vor dem Verzeihen steht die Wahrheit.“ Und solange die massiv verdrängt werden soll, brauchen wir die Stasi-Unterlagenbehörde.
P2News/Rheinische Post