Chinas Regierung und die ihr direkt unterstellte Zentralbank haben aber nicht nur den steigenden Konsumentenpreisen den Kampf angesagt, sondern auch der Bildung von Blasen auf dem Immobilien- wie dem Aktienmarkt. Noch vor dem jüngsten Zinsentscheid wurden die Geschäftsbanken mehrfach angewiesen, ihre bei der People’s Bank of China hinterlegten Mindestreserven zu erhöhen. Auf staatliches Geheiß sind zudem fremdfinanzierte Aktien- und Immobilientransaktionen deutlich eingeschränkt worden. Auch setzt Peking zur Bekämpfung der importierten Inflation zunehmend auf das Instrument Wechselkurs. Es zeichnet sich somit eine beschleunigte Aufwertung der Landeswährung Yuan ab, wie zuletzt vor allem von den USA gefordert, von China jedoch immer wieder hinausgeschoben worden war.
Dass sich Peking nun darauf einlässt, zeigt die Dramatik der innenpolitischen Lage. Denn nichts fürchtet die oberste politische Führung mehr als soziale Spannungen, die durch steigende Preise, ein Platzen der Finanzmarktblase oder eine Bankenkrise ausgelöst werden könnten. Auch der Ende der achtziger Jahre erfolgte Ruf nach politischen Reformen wurde schließlich durch das damals vorherrschende inflationäre Klima mitverursacht.
Die bislang verfolgte Politik des Wachstums um jeden Preis gehört damit fürs Erste der Vergangenheit an. Das dürfte in nächster Zeit in einer schlechteren Börsenperformance zum Ausdruck kommen. Zugleich besteht bei dem Bremsmanöver auch die Gefahr, dass die Wirtschaftslenker in Peking überreagieren und das Wachstum ganz abwürgen – mit ebenfalls verheerenden sozialen Folgen. Chinas Wirtschaftspolitik ist nach Jahren ungestümen Wachstums also eindeutig in eine Konsolidierungsphase eingetreten.
P2News