Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte nach Ansicht des Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, ähnlich verfahren wie die US-Notenbank Fed und Kredite direkt an Unternehmen vergeben. Die EZB werde zwar zunächst die Entwicklung der Konjunktur abwarten und im Falle einer anhaltenden Krise zur Jahresmitte die Leitzinsen auf 1,0 Prozent senken, sagte Zimmermann am Freitag im Gespräch mit dem Handelsblatt. Doch mit einem Leitzins von 1,0 Prozent sei „der kritische Punkt“ erreicht. „Sollte sich der Boden der Konjunktur bis dahin nicht abzeichnen, wird man wohl zunächst direkt zu unorthodoxeren Maßnahmen wie der direkten Kreditvergabe an Unternehmen und Haushalten sowie dem Aufkauf von Staatsanleihen übergehen, um das traditionelle geldpolitische Instrumentarium nicht ganz zu verlieren“, sagte der Ökonom.
Dessen ungeachtet sieht Zimmermann gut Chancen für eine Belebung der Konjunktur. „Zwar ist die Entwicklung in den USA weiter düster, doch gibt es auch Hoffnungsschimmer von den Weltmärkten, insbesondere aus China“, sagte der DIW-Präsident. „Insoweit haben sich die Chancen für eine Erholung zuletzt wieder verbessert“, sagte Zimmermann.
Die Notenbanken in den USA, England und Japan operieren schon länger mit unorthodoxen Maßnahmen. Sie kaufen kurzfristige Schuldverschreibungen (Commercial Papers) auf und stützen ihren Unternehmenssektor. Die US-Notenbank Fed gibt direkt Kredite an Haushalte und kleine Firmen. Die Bank von England hat sich beim Finanzminister die Erlaubnis geholt, Staatsanleihen direkt zu erwerben, auch die Fed hat Ähnliches angekündigt. Die anderen Zentralbanken sind zu diesen Maßnahmen gezwungen, weil sie ihre Zinsen bereits auf Null heruntergefahren haben.
P2News