Die CSU kann derzeit alles gebrauchen – nur kein Mittelmaß. Deshalb war es zwingend, das Doppelspitzen-Experiment abzubrechen und Horst Seehofer als denjenigen zu nominieren, der künftig das Land regiert und die Partei führt. Die Partei suchte keinen Basta-Vorsitzenden, sondern ein grundsolides, kräftiges und halbwegs prominentes Zugpferd. Also Seehofer. Wer sonst? Für die CSU bricht damit so etwas wie die politische Stunde null an. Der 50-Prozent-Mythos ist dahin, die monarchisch orientierte CSU muss sich erstmals auf einen fordernden Koalitionspartner einstellen, die Eifersüchteleien zwischen den Bezirksverbänden zehren an den Nerven: Seehofers Hauptaufgabe besteht darin, die Geschlossenheit wiederherzustellen. Aber so wie Fußball-Trainer Punkte brauchen, wird auch Seehofer an Prozentmarken gemessen: 50 plus x – alles andere ist inakzeptabel. Bayern allein genügt den CSU-Vorderen nicht. Sie wollen auch in Berlin mitreden. Dafür muss die CSU in Bayern kräftig zulegen. Sonst droht ihr das schlimmste anzunehmende Schicksal – die Degradierung zu einem x-beliebigen CDU-Landesverband.
Westdeutsche Allgemeine Zeitung, P2news